Frühe Eisenbahnen in Britannien
Die erste öffentliche Eisenbahn und ihre Vorläufer
von Derek A Bayliss
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Unglücklicherweise sind keine Spuren dieser Eisenbahn erhalten geblieben. Nichts deutet darauf hin, daß sie eine neue Erfindung war, noch daß ihre Wagen mit Spurkranz versehene Räder hatten, obwohl diese mit Sicherheit auf hölzernen Schienen fuhren. Aber wir wissen zweifellos, daß Beaumont wenige Jahre später, nämlich 1608, als erster im Gebiet von Newcastle-upon-Tyne im Nordosten Englands den Gebrauch von Schienen einführte. Jener Raum war damals das größte englische Kohleabbaugebiet. Die dort als „waggonway" bekannten Eisenbahnen waren bald weit verbreitet. Das erste Anzeichen von ihnen zeigt, daß sie hölzerne Räder mit Spurkranz auf flachen hölzernen Schienen benutzten. Hieraus läßt sich mit großer Sicherheit ableiten, daß Beaumonts Bahnen von derselben Bauart waren.

Die Eisenbahn aus dem Jahre 1731, die zur Beförderung von Bausteinen aus den Steinbrüchen bei Combe Down nach Bath diente.
Fig. 2
Die Eisenbahn aus dem Jahre 1731, die zur Beförderung von Bausteinen aus den Steinbrüchen bei Combe
Down nach Bath diente.
Schnitt von Anthony Walker (1750). (Foto: Science Museum, London).

   Im frühen 18. Jahrhundert waren viele dieser Tyneside-Wagenwege ziemlich lang (bis zu 12 Kilometern) und sehr stark befahren. Die meisten waren zweigleisig, und Dr. Lewis hat geschätzt, daß auf der meistbefahrendsten Bahn, dem Tanfield Wagenweg, in den l72Oer Jahren alle 45 Sekunden ein Wagen verkehrte. Einige dieser frühen Eisenbahnen hatten beträchtliche Dämme und Einschnitte. Beispielsweise kann man die Dämme und Einschnitte des Buckmook Wagenweges (1712-1726) heute noch sehen. Andere müssen kleinere hölzerne Brücken über

linie.gif (841 Byte) die Flüsse gehabt haben, die nicht mehr existieren. Aber als der Tanfield-Wagenweg 1725 gebaut wurde, schloss er einen sehr langen Damm über den Causey Turn ein, auf dem noch bis 1962 Züge verkehrten, sowie eine eindrucksvolle steinerne Brücke. Sie war die längste einspännige Brücke Britanniens, bis 1735 William Edward's Pontypool-Straßenbrücke in Südwales gebaut wurde, die eine Länge von 47 Metern bei einer Höhe von 27 Metern hatte. Diese Brücke besteht immer noch als das wichtigste und längste Überbleibsel dieser ersten Periode der Eisenbahngeschichte. Sie wurde 1977 zu ihrem 250 jährigen Bestehen restauriert.

    Bis etwa 1800 war mehr als die Hälfte der Eisenbahnkilometer (damals schon 500 an der Zahl) im Nordosten Englands zu finden. Aber es gab auch Gruppen von Eisenbahnen in den meisten anderen Kohleabbaugebieten. Einige wenige dienten auch zu anderen Zwecken, wie zum Beispiel dem Transport von Steinen bei Bath und für den Verkehr zu den Eisenhütten in Coalbrookdale (heute Telford New Town in den West-Midlands). Tatsächlich lassen sich Eisenbahnen im Gebiet von Telford bis in das Jahr 1605 zurückverfolgen und sie mögen sogar unabhängig von den zuvor erwähnten Bahnen erfunden worden sein. Obwohl auch bei ihnen hölzerne, mit Spurkränzen versehene Räder auf hölzernen Schienen liefen, führten viele von ihnen vom Stolleneingang eines Kohle- oder Eisenerz-Bergwerkes direkt zum Ufer des Flusses Severn. Ihre Spur war schmaler, und ihre Loren waren viel kleiner als die in Tyneside. Die modernen Bezeichnungen „railway" und „railroad" wurden erstmalig im späten 17. Jahrhundert benutzt, und zwar bei Strecken im Schwarzen Land (zwischen Birmingham und Wolverhampton), nicht weit davon entfernt.

   Die Eisenbahn von 1731, die Steine zum Hausbau von Steinbrüchen in Combe Down zum wachsenden Bade-Kurort Bath beförderte, wurde weitbekannt; der französische Schriftsteller Desaguliers beschrieb sie 1734 in seinen „Vorlesungen der experimentellen