Frühe Eisenbahnen in Britannien
Die erste öffentliche Eisenbahn und ihre Vorläufer
von Derek A Bayliss
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Philosophie", und machte sie zum Gegenstand der ersten Illustrationen von Eisenbahnen. Die erste Eisenbahnfähre der Welt wurde 1739 in Bath eingeführt, um die Wagen über den Avon zu befördern. 1755 wurde eine Zweigstrecke errichtet, die möglicherweise der erste selbsttätige Schrägaufzug war, auf dem die abwärts fahrenden und beladenen Loren gleichzeitig die zurückfahrenden Leerloren hochzogen.

   Der Tranent und Cockenzie Wagenweg, der 1727 östlich von Edinburgh in Schottland eröffnet worden war, erlangte einen weniger willkommenen Ruf als erste Eisenbahn, die im Kriege benutzt wurde, als die englische Armee vor der Schlacht von Prestonpans ihr Geschütz auf dem Bahndamm aufbaute. In dieser Schlacht wurden sie von den Anhängern des Stuart'schen Anspruches auf den britischen Thron geschlagen.

   Ein Gesetz des Jahres 1662 zur Schiffbarmachung von Stour und Salwappe südwestlich von Birmingham war das erste Gesetz, das den Bau einer Eisenbahn genehmigte. Die meisten frühen Eisenbahnen wurden einfach mit Zustimmung der Landeigentümer gebaut, deren Land sie durchguerten. Der Ingenieur, der unter dem Gesetz von 1662 beschäftigt wurde, war Andrew Yarranton, als Autor des Buches „England's Improvement by Land and Sea" bestens bekannt, das sich als eine der ersten Veröffentlichungen für die wirtschaftliche Entwicklung durch die systematische Anwendung der Technik einsetzte.

   Es gab keine weiteren Hinweise auf Eisenbahnen in Gesetzen des Parlamentes bis 1758, als ein Gesetz verabschiedet wurde, um Vereinbarungen mit Landeigentümern zu bestätigen, die zum Bau einer Eisenbahn zwecks Kohlentransportes von Middleton nach Leeds getroffen worden waren. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden viele Gesetze zum Bau von Kanälen verabschiedet, die gewöhnlich den Bau kurzer Zubringerbahnen mit einschlossen, aber es gab auch ein oder zwei    

    

linie.gif (841 Byte) Beispiele reiner Eisenbahngesetze.

   Inzwischen gab es auch technische Fortschritte. Hatten die ersten Eisenbahnen hölzerne Schienen und ihre Waggons hölzerne Räder, so kam nun für beide Dinge Eisen in Gebrauch. Soweit bekannt ist, erhielten hölzerne Räder erstmalig 1726 in Ravensworth bei Newcastle geschmiedete Radreifen. Gußeiserne Räder fanden 1729 in Coalbrookdale und 1731 in Bath Verwendung. Etwa um 1760 mußten die hölzernen Schienen aufgrund der schweren Lasten häufig ersetzt werden. Möglicherweise ein gutes Stück früher wurden schon an den stärksten Steigungen und schärfsten Kurven geschmiedete Eisenplatten auf die hölzernen Schienen gesetzt. Aber geschmiedete Eisenplatten waren ein kostspieliges Material. Eine mehr verbreitete Schienenform der 1760er bestand aus einem auswechselbaren Hartholzstreifen, der auf eine Weichholzschwelle gesetzt wurde. 1767 wurden in Coalbrookdale gußeiserne Stangen auf hölzernen Schienen verlegt. Obwohl dieses Gleis haltbarer war, wurde es nicht in besonderem Umfange weiter verwendet.

   Während der Kriege mit Frankreich in den l79Oern hatte die Marine ein Vorkaufsrecht auf Bauholz, und dessen Preis stieg mehr als der des Gußeisens. Erstmalig traten komplette gußeiseren Schienen in Dowlais in Südwales auf, zumindest übertage, und sie fanden bald eine große Verbreitung. Aber für Schienen ist Gußeisen kein gänzlich zufriedenstellendes Material, denn es ist spröde und neigt zum Brechen. Außerdem wurden die gußeisernen Schienen häufiger auf massiven Steinblöcken als auf hölzernen Schwellen verlegt. Man setzte bei dieser Bauform ein geringeres Bruchrisiko voraus, erzielte aber offensichtlich den gegenteiligen Effekt.

   Trotz dieses Nachteiles waren die meisten neuen Strecken jetzt mit gußeisernen Schienen verlegt. Aber der Nordosten Englands blieb den hölzernen Bahnen bis 1805-1810 treu. Einige Bahnen benutzten dort sogar bis in die 1840er hölzerne