Frühe Eisenbahnen in Britannien
Die erste öffentliche Eisenbahn und ihre Vorläufer
von Derek A Bayliss
< Seite 7  >
   Am Eröffnungstag ließ der Bauunternehmer Edward Banks anläßlich einer Wette ein Pferd zwölf mit Steinen beladene Wagen 9,6 Kilometer bei leichtem Gefälle in einer Zeit von einer Stunde und 41 Minuten ziehen und hängte auf den letzten 800 Metern dann weitere vier Wagen mit Fahrgästen an. Dies mag eine Antwort auf Richard
Trevithicks gefeiertem Versuch gewesen sein, der mit einer Pionier-Dampflokomotive in den Schieferbrüchen von Penydarren in Südwales am 21.2.1804 fünf Wagen zog, die mit Eisen und siebzig Personen beladen gewesen waren. Sicher wurde über Bank's Experiment weit und breit berichtet und so war es eine gute Werbung für die Pferdeeisenbahnen. Als erste öffentliche Eisenbahn und als erste Eisenbahn von Bedeutung in der Nähe Londons wurde die Surrey Iron Railway und ihre Verlängerung von vielen technischen Autoren der damaligen Zeit beschrieben. Eine Broschüre über sie wurde sogar in russischer Sprache 1806 in St. Petersburg verlegt. Und in den frühen l82Oern versuchte der Eisenbahnförderer William James ergebnislos George Stephenson für den Bau von Dampflokomotiven für diese Bahn zu interessieren.

Zug der Croydon, Merstham und Godstone Iron Railway auf Damm und Brücke durch das ChipsteadTal, Coulsdon.
Fig. 5
Aquarell von G.B. Wollaston, 1823, eines Zuges der Croydon, Merstham und Godstone Iron Railway auf
Damm und Brücke durch das ChipsteadTal, Coulsdon.
(Foto: Brian Salter, mit freundlicher Genehmigung der Croydon Public Libraries).

     Zu dieser Zeit war es deutlich geworden, daß die Linie technisch überholt und finanziell erfolglos war. In technischer Hinsicht hatte man

linie.gif (841 Byte) die üblichen Schwierigkeiten mit den Schienenbrüchen und mit Schmutz- und Steinansammlungen auf dem flachen Teil der Schienen. Finanziell wurde sogar in den Anfangstagen der Bahn verschiedentlich eine angemessene Verzinsung des Kapitals angezweifelt. Das Verkehrsaufkommen von den Fabriken am Wandle war wahrscheinlich nicht so stark, wie man es sich erhofft hatte. Der meiste Verkehr von den Steinbrüchen in Merstham ging schließlich auf den Kanal über, der seit 1809 die Themse mit Croydon auf einer mehr östlichen gelegenen Route verband. Als das Verkehrsaufkommen nachließ, ließ man die Gleise verkommen. Von Oeynhausen und von Decken, zwei deutsche Besucher, die 1826-27 eine detaillierte Studie über die Eisenbahnen in England anfertigten, kommentierten die Surrey Iron Railway unvorteilhaft und lenkten die Aufmerksamkeit auf die Vorteile der mit Spurkränzen versehenen Räder, die auf ,,englischen" Schienen liefen.

     Schließlich wurde die Eisenbahn von konventionellen Dampfeisenbahnen überflüssig gemacht. Der Croydon Kanal wurde 1836-39 durch die London and Croydon Railway ersetzt.
Die London and Brighton Railway war auf Land der Croydon, Merstham and Godstone Iron Railway angewiesen, kaufte deshalb 1838 die Iron Railway und schloß sie kurze Zeit später für den öffentlichen Verkehr. Teile davon wurden aber bis 1840 zum Bau der neuen Eisenbahnlinie benutzt. Die Surrey Iron Railway bestand lange genug, um Schriftstellern einen Vergleich zwischen den langsamen Pferdewagen und den ,,modernen" Dampfzügen der London and Southampton Railway zu ermöglichen, die sich südlich von Wandsworth bei Earlsfield kreuzten. Es gab auch Gelegenheit, wenig erfolgversprechende Pläne zu machen, sie als Dampfeisenbahn neu zu erbauen, um der London and Brighton Railway eine alternative Route nach London anzubieten. Stattdessen schloß sie am 31. August 1846 ihren Betrieb, nachdem ein Gesetz verabschiedet worden war, das sie zur Stillegung und zur Auflösung der Gesellschaft ermächtigte, weil „der Verkehr längs der